Akteure der IT-Branche haben einige Erfahrungen,
die zwar bei Programmiererern o.ä. passen, nicht aber bei einem technischen Redakteur.
Das führte schon zu Verständigungsproblemen, die ich hier ausräumen möchte.
Freiberufliche IT-Spezialisten pflegen ein Profil,
in dem sie ihre einzelnen Aufträge aufführen –
ganz ähnlich einem Angestellten, der in seinem Lebenslauf
völlig selbstverständlich und lückenlos seine Arbeitgeber aufzählt.
Das klappt bei einem selbständigen Technischen Redakteur (TR) so nicht:
- Das Verhältnis zum Kunden ist ein anderes, weil der TR meist
als Zulieferer einer Komponente verstanden wird.
- Die Beziehung zum Kunden ist meist loser, weil der Auftragsumfang
gewöhnlich deutlich geringer ist: Ein 200-Seiten-Handbuch erfordert etwa
drei Mannmonate Arbeit und das ist für den einzelnen TR wohl
das Maximum – länger ist ganz einfach nicht Zeit bis zur Auslieferung
des Produkts.
- Diese Lieferantenbeziehung führt dazu, daß der TR mit dem gleichen
Kleingedruckten des Kunden leben muß wie etwa ein Händler.
Da steht regelmäßig, daß jegliche Werbung mit dem Namen des Kunden
strikt verboten sei – ausgenommen mit ausdrücklicher schriftlicher
Genehmigung. Da bleibt der TR mit seinen paar tausend Euro Umsatz dann
in den Mühlen von Milliardenkonzernen hängen.
- Ein TR erstellt häufig mal Pressemitteilungen, PR-Artikel oder sonstigen
Kleinkram – häufig für mehrere Kunden parallel. So enthält
mein
offizielles Veröffentlichungsverzeichnis rund 100 Posten –
manches meiner Werke veröffentlichte der Kunde auch unter ganz
anderem Namen und ohne mich davon zu informieren. Wie soll ich solche
Arbeiten in meinem Profil unterbringen?
- Referenzen spielen
in der Technischen Dokumentation eine bedeutend geringere
Rolle als im IT-Bereich. Einmal kommt der TR nur tageweise ins Haus zum
Recherchieren usw., außerdem kann der TR seine Werke bei einer Besprechung
vorlegen. In der Technischen Dokumentation ist es üblich, daß der TR
Arbeitsbeispiele behält,
aber vertraulich behandelt. Firmenfremde dürfen also
mal durch die Handbücher blättern, aber sicher keine Kopien machen.
- Referenzen kann ich nur auf konkrete Anfrage angeben.
Meine Ansprechpartner beim Kunden sehen mich vergleichsweise selten
und ich würde sie bei offener Angabe recht häufig beanspruchen.
Das kann ich ihnen nicht zumuten. Bei Bedarf rufe ich meine Ansprechpartner
an und bitte sie für einen einzelnen, konkreten Gesprächspartner um die
Erlaubnis, die Rufnummer weitergeben zu dürfen.
Die Konsequenzen
- Mein Profil sieht für Projektverantwortliche aus dem IT-Bereich ziemlich löchrig aus.
- Anders als bei Programmierern oder Systemanalytikern sind zahlreiche
meiner Arbeiten frei zugänglich – etwa diese Website.
- Die Namen meiner früheren Kunden kommen erst im konkreten, persönlichen
Kontakt auf den Tisch.
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