Wann immer ich auf der A73 zwischen Nürnberg und Bamberg unterwegs bin,
versuche ich hier eine Pause einzulegen: Drei Minuten von der Autobahnausfahrt
Buttenheim entfernt sitzt man hier wunderschön auf den Bierkeller. Der wäre
selbst mit weniger ausgezeichnetem Bier einen Besuch wert.
Auf dem Keller muß man erklären: Die fränkische Biertradition ist bedeutend
älter als die Erfindung der Kältemaschine und warmes Bier schmeckt nicht – von der
Lagerung ganz zu schweigen. Zu einer
fränkischen Brauerei gehörte deshalb ein Eisweiher, aus dem man im Winter Eisblöcke
gewinnen konnte, und Stollen, vorzugsweise in einem Nordhang. In diesen Gängen
wurde das Bier gelagert und mit dem erwähnten Eis bis weit in den Sommer hinein
gekühlt. Um die Stollen möglichst kühl zu halten, pflanzte man darüber große
Laubbäume wie Eichen oder Ahorn an. Genau dort, auf dem Keller kann man einen
Sommertag voll genießen. Früher waren diese Bierkeller eine der wenigen Stellen, an
denen man im Sommer ein wirklich kühles Bier bekommen konnte.
Vom St. Georgen-Keller aus hat man einen weiten Blick über das Regnitztal, bis
hin zu den Türmen des Bamberger Doms. Zu Füßen des Bierkellers liegt das fränkische
Dorf Buttenheim. Für mich kann da kein bayrischer Biergarten mithalten...
Eine Eigenheit sowohl der fränkischen Bierkeller als auch der bayrischen Biergärten
muß man Fremden erklären: Hier ist es völlig normal, wenn die Gäste ihr Essen
mitbringen. So kann es passieren, daß Siemens in Erlangen einer Konferenz zum
Mittagessen ein viel zu großes kaltes Buffett serviert, dessen Reste am Abend
"am Berg" vernichtet werden. In der Pfingstzeit ist diese Planung übrigens
obligatorisch, aber das ist schon wieder ein ganz neues Thema...
Diese Einrichtung beruht übrigens auf dem salomonischen Urteil eines bayrischen
Königs aus dem 19 Jahrhundert: Die Wirte klagten, daß ihnen die Brauereien im
Sommer das ganze Geschäft verdürben. Darauf hin verbot der König den
Brauereien nur, auf ihren Kellern Speisen zu verkaufen. Bierkeller sind übrigens
bis heute ein staatlich beachtetes Thema, wie die Bayerische Biergartenverordnung
zeigt – die übrigens schon allein
durch ihren Namen die oberbayrische Ignoranz gegenüber den Franken belegt.
St. Georgenbräustübla
So schön Bierkeller sind, ihre Saison ist doch begrenzt. Um etwa die
misshandelten fränkischen Geschmacksnerven nach einem Besuch des Münchner Oktoberfests
neu zu kalibrieren, empfiehlt sich der Besuch einer guten fränkischen
Brauereigaststätte. Für den Preis einer Maß im Löwenbräuzelt gibt es hier übrigens
a Seidla Bier samt umfangreicher Brotzeit. Ich weiß nicht, wie die das schaffen,
aber im St. Georgenbräustübla schmeckt das Kellerbier noch bedeutend besser als aus der
Flasche.
Eine fränkische Wirtschaft ist ganz sicher kein Gourmettempel – die Grundzutaten
sind Schweinefleisch und Kartoffeln. Mit dem Salat haben es die fränkischen Wirte
nicht so sehr. Was man im St. Georgenbräustübla serviert bekommt, ist aber
überdurchschnittlich, preiswert und reichlich – zusammen mit dem Bier nicht nur für
Franken eine unwiderstehliche Kombination.
St. Georgen Bräustübla und Felsenkeller
Marktstr. 12
96155 Buttenheim
Tel. 09545/95 01 60
St. Georgenbräu
Levi-Strauss-Museum
Buttenheim
Bierkeller-Führer
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