Warum sollte man sich denn überhaupt mit den ganzen Haken und Ösen des Homematic-Systems
rumquälen? Reicht es nicht, jeden Raum einzeln mit einer Temperatursteuerung zu versehen
und sich beim nächsten Discounter-Sonderangebot mit funkgesteuerten Schaltsteckdosen einzudecken?
Im Lauf der Zeit zeigt sich, dass sich innerhalb des Homematic-Systems diverse Synergien heben
lassen.
Auf diesen Effekt habe ich von Anfang an gesetzt; das war ein zentraler Grund,
mich für Homematic zu entscheiden: Alle Komponenten arbeiten bidirektional, die Zentrale
kennt alle Zustände. Anfangs dachte ich da vor allem an Batterie-leer-Meldungen.
Es zeigt sich, dass da noch bedeutend mehr möglich ist:
Jeder energiebewusste Hausbesitzer versucht sich an der Heizungsoptimierung. Die wichtigsten
Stellschrauben gibt es dabei beim Zusammenspiel zwischen Grundtemperatur des Heizungsvorlaufs
und der
Temperaturerhöhung abhängig vom Außenthermostaten. Die Homematic-Zentrale liefert da
wichtige Entscheidungshilfen:
- Wenn bei 10°C Außentemperatur alle Stellantriebe mehr oder weniger zu sind,
kann man die Grundtemperatur der Vorlaufs reduzieren.
- Wenn bei Frost irgendwelche Stellantriebe dauernd komplett offen sind, muss man die
von der Außentemperatur abhängige Temperaturerhöhung (Steigung) erhöhen.
Beim Beobachten der Temperaturen und Stellantriebs-Stellungen gewinnt man unweigerlich
Erkenntnisse für die energetische Optimierung des Hauses:
- Wenn die Stellantriebe im Gästezimmer unter dem Dach praktisch den ganzen Winter zu
sind, während man das Wohnzimmer kaum warm bekommt, erübrigt sich eine energetische
Optimierung des Dachs.
- Wenn der Kellerraum unter dem Wohnzimmer kaum je kälter wird als 14°C, der
Vorratskeller unter Flur und WC aber auch mal 8°C kalt wird, sollte man über die
Dämmung der Kellerdecke unter dem Wohnzimmer nachdenken.
Querverbindungen zwischen eigentlich getrennten Bereichen können interessante
Algorithmen ermöglichen:
- Die Tür- und Fensterkontakte hatte ich ursprünglich nur genutzt, um in den einzelnen
Räumen beim Lüften die Solltemperatur abzusenken. Das verhindert, dass man
zum Fenster hinaus heizt. Diese Kontakte lassen sich aber auch nutzen,
um an der Haustür ein Licht Achtung, da ist noch ein Fenster offen! zu steuern.
- Ein großer Energieverbraucher ist die Warmwasser-Umwälzung. Vielleicht will man
aber nicht ganz auf den Komfort verzichten, dass aus dem Warmwasser-Hahn gleich
warmes Wasser kommt – vor allem wenn's draußen kalt ist. Da kann man sich einen
Algorithmus wie diesen einfallen lassen:
- 30 min vor der typischen Aufstehzeit erhöht der Thermostat die Solltemperatur im Bad.
- Sobald der Stellantrieb im Bad auf mehr als 20% öffnet, schaltet die Zentrale
die Umwälzpumpe für das Warmwasser ein.
Die Überlegung dabei: Im Fußboden des Bades laufen diverse, aus Platzgründen schlecht
isolierte Warmwasserleitungen: zur
Badewanne, zum Waschbecken, zur Dusche und jeweils wieder zurück. Im Prinzip ist es
egal, ob ich das Bad über den Heizkreislauf oder über den Warmwasserkreislauf heize.
Der Algorithmus scheitert allerdings an zwei Effekten: Das Badezimmer ist so gut
isoliert, dass der Heizkörper nie auch nur auf 20% öffnet. Und der Warmwasserkreislauf
läuft auch ohne Pumpe weiter, weil sich das Wasser unterwegs abkühlt und deshalb
freiwillig wieder in den Keller läuft. So spare ich immerhin 25 W * 7600 h/Jahr,
also 190 kWh oder an die 50 EUR Stromkosten im Jahr. Auch Gas spare ich etwas, weil der
Warmwasserkreislauf durch die geringere Umlaufgeschwindigkeit etwas geringere Verluste
hat.
Auch die Protokolldatei in der Zentrale kann interessante Ergebnisse liefern:
- Der Bewegungsmelder vor der Haustür soll in erster Linie die Beleuchtung einschalten.
Es passierte schon, dass wir eine Woche unterwegs waren und bei unserer Rückkehr
das Licht brannte – wir hatten ursprünglich eine Lichtschalter neben der Haustür.
Protokolliert man die Meldungen des Bewegungsmelders erkennt man z.B., wann der
Briefträger so typisch kommt. Oder man entlarvt den Servicetechniker als Lügner,
der angeblich um 9 h da war und niemanden antraf.
- Zeichnet man den Temperaturverlauf eines Raumes auf, kann man die benötigte Vorlaufzeit
erkennen: Muss man das Wohnzimmer 30 min oder 2 h vor der Tagesschau anheizen?
All diese Themen lassen sich im Prinzip mit der Bedienoberfläche der Homematic-Zentrale CCU1
zusammen klicken. Erst wenn man die Homematic-Welt verlassen will, muss man in die
Programmierung einsteigen. Das sollte aber nur der versuchen, der in objektorientierter
Programmierung fit ist. Beispiel: Wenn der Bewegungsmelder vor der Haustür aktiv wird,
soll auf allen Rechnern im (W)LAN ein Fenster mit dem Bild der Haustürkamera erscheinen.
Die Homematic-Zentrale hängt ja im Netz, der physikalische Übertragungskanal existiert also.
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